Kirche & Glaube
Das Ortsbild von Aub wird unteranderem durch zwei Kirchtürme geprängt. Den der Evang.-luth. Dreifaltigkeitskirche mit Zwiebelturm und den, der katholischen Mariä Himmelfahrt Kirche mit charakteristischer Echterspitze. In Baldersheim steht die Pfarrkirche St. Georg sebenfalls mit typischer Echterspitze. Die Kirche St. Andreas in Burgerroth, dem kleinsten Ortsteil von Aub ist ein klassizistisches Gebäude mit glockenförmigem Helm.
Grüß Gott und willkommen in unseren vier Kirchen
Kirche Mariä Himmelfahrt in Aub
Sie sind eingeladen diese Kirche mit ihren Schätzen zu betrachten. Bleiben Sie aber nicht nur bei diesen kunsthistorischen Schätzen stehen, sondern schauen Sie darüber hinaus. Denken Sie daran, dass eine Kirche ein Haus des Gebetes, ein Haus der Anbetung Gottes ist.
Durch alle Zeiten haben Menschen ihr Leben mit einem Weg verglichen. Auf diesem Weg wollten sie immer wieder Raststellen haben, um auszuruhen, um neue Kraft zu schöpfen. Jede Kirche sollte ein solcher Rastplatz sein. So mag auch unsere Kirche jetzt Rastplatz auf dem Weg werden. Sie haben durch das Hauptportal unsere Kirche betreten und sind jetzt im Westchor. Bleiben Sie hier kurz stehen und nehmen Sie sich etwas Zeit zum abschalten – umschalten orientieren.
Der erste gesicherte Kirchenbau in Aub stammt aus dem Jahre 1136. Wenn Sie draußen um die Kirche herumgehen, sehen Sie noch die Grundrisse dieses spätromanischen Münsters. Es ist durch andere Pflastersteine herausgehoben. Diese mittelalterliche Kirche war ungefähr um ein Viertel größer als der heutige Bau.
In der Zeit des Fürstbischofs Julius Echter wurde dieses mittelalterliche Münster abgerissen, weil es einfach zu groß war. Der neue Kirchenbau um 1610 bis 1615 geschaffen, war eine Hallenkirche mit hohen und lichten Fenstern. Der Hochchor ist der eindruckvollste Bauteil aus dem 17. Jahrhundert. Das Schiff könnte ungefähr so ausgesehen haben wie die Kirche heute. Es war als dreischiffige Anlage konzipiert.
Um 1750 wurden die Stützen und die Gewölbe im Langhaus heraus gebrochen und ein Saalraum geschaffen, den nun eine einzige Spiegeldecke überspannte. Am 12. April 1945 wurde die Stadtpfarrkirche mit Phosphorgranaten beschossen. Es blieben nur die ausgeglühten Mauern des Schiffes und der Chor mit dem Hochaltar stehen. Beim Wiederaufbau entschied man sich zur Entlastung des alten Mauerwerks für eine Eisen-Konstruktion, deren Stützen den Kern für die jetzigen schlanken Pfeiler bilden.
Die ursprüngliche Dreischiffigkeit der Kirche wurde so wieder angedeutet. Wenn Sie sich jetzt etwas genauer in der Kirche umschauen, fällt Ihr Blick mit Sicherheit auf die Riemenschneidergruppe. Diese Kreuzigungsgruppe wurde vom Meister Tilman Riemenschneider sehr wahrscheinlich um das Jahr 1510 geschaffen und zählt unbestritten zu den persönlichsten Werken. Der Platz, an dem die Riemenschneidergruppe hängt, ist nicht der Originalplatz. Wir haben uns für diesen Platz entschieden, weil hier zum Ausdruck kommt: Vom Tod sind wir zum Leben unterwegs. Seit dem Geschehen am Karfreitag ist für uns Christen der Tod nicht mehr das Ende, sondern ein neuer Anfang.
In der Taufe sehen wir den Grundstein dieses neuen Lebens. Aus dieser Überlegung heraus, wurde der Taufstein in die Nähe der Kreuzigungsgruppe gestellt. Der Völkerapostel Paulus schreibt einmal im Römerbrief. „Wisst Ihr denn nicht, dass wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind? Wir wurden mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod und wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurden, so sollen auch wir als neue Menschen leben .“ (Röm. 6, 3-5)
Maria, die Mutter Jesu, ist der erste „neue Mensch“ den Paulus in seinem Römerbrief beschreibt. Die Kirche in Aub trägt seit Anfang an den Namen der Gottesmutter. Sie begegnet uns in Vielen Darstellungen aus verschiedenen Jahrhunderten: Unter dem Kreutz zusammen mit Johannes in der Riemenschneidergruppe. Mit dem toten Sohn in ihrem Schoß am Aufgang zur Empore. Diese kleine Pieta ist 1750 von Johann-Michael-Josef Auwera geschaffen worden. Als Mutter mit dem kleinen Sohn auf dem Arm ist sie dargestellt in der Nische rechts. Dieses Bild der Gottesmutter ist die älteste Darstellung in unserer Kirche, geschaffen im 12. Jahrhundert. Maria hat sich Gott geöffnet, so dass er durch sie Mensch werden kann und deshalb besiegt sie das Böse. Sie steht über den Bösen, dargestellt symbolisch als Schlangenkopf.
Unser Lebensweg, der in der Taufe zum Glaubensweg wird, ist immer ein Weg im Zeichen des Todes. Darauf machen uns die Grabmäler im rechten Seitengang aufmerksam. Aber nicht die Steine, die das Grab verschließen, haben das letzte Wort, sondern der Stein wird weggewälzt. Der erste Mensch bei dem dies geschieht, ist Maria, die Gottesmutter. Daran erinnert uns das Relief des Heimgangs der Muttergottes, das leider im Krieg zerstört wurde. Auch im linken Seitengang gehen wir den Weg im Zeichen des Todes, wenn wir den Kreuzweg Jesus betrachten.
Auf diesem Weg sind wir immer wieder eingeladen das Word vom Leben zu hören und das Brot des Lebens zu essen. Darauf machen uns der Ambo und der Volksaltar aufmerksam. Auf dem Ambo können wir das Wappen Julius Kardinal Döpfners sehen, der 1951 die Kirche Wieder eingeweiht hat. Auch seinen Wahlspruch können wir lesen: “Wir aber verkündigen Christus den Gekreuzigten.“
Auf dem Altar wird uns immer wieder das Brot des Lebens bereitet. Wir bringen unsere Gaben Brot und Wein und in diesen gaben uns selber.
Gott nimmt diese gaben der menschlichen Arbeit und der Frucht der Ernte an und wandelt sie uns in den Leib und in das Blut Jesu und schenkt sie uns als Kraftnahrung für unseren Lebensweg. An dieses Geheimnis erinnert uns das Relief auf dem Volksaltar.
Am Ende unseres Weges steht die Himmelfahrt, die dargestellt ist im barocken Hochaltar, der 1692 von dem Würzburger Bildhauer Johann Brandt geschaffen wurde. Das Altarblatt zeigt die Aufnahme Mariens in den Himmel und ist ein Werk des Würzburger Hofmalers Oswald Onghers. Die beiden Seitenfiguren Joachim und Anna, die Eltern von Maria, wurden von Johann-Georg Auwera geschnitzt. Auf unserem Lebensweg, mit all seinen Unsicherheiten und Untiefen, dürfen wir wissen, Gott lässt uns nicht fallen. Er lässt uns nicht untergehen, er hebt uns empor zu sich in den Himmel, in seine Geborgenheit und in seine Liebe. Die neuen Seitenaltäre wurden 1990 von dem Bildhauer Willi Grimm aus Lindenholz geschnitzt. Die beiden Hauptfiguren - Mutter Gottes und Sebastian – befanden sich bereits in unserer Kirche. Der Hl. Sebastian war seit 1873 Teil eines Seitenaltares, der zerstört wurde.
In dem neu geschaffenen Seitenaltar (rechter Altar) sollte deshalb der Hl. Sebastian wieder Mittelpunkt sein. Wie der Hl. Sebastian in seiner Zeit Zeugnis für Jesus Christus gab, so sollen auch wir heute Zeugnis geben. Unser Zeugnis muss in unserem Leben Gestalt gewinnen. Wie dies geschehen kann, sagt Jesus uns selbst, wenn er betont: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr für mich getan“ (Mt. 25,40).
Der linke Altar will deutlich machen, dass die Menschwerdung Gottes nicht ein einmaliges Geschenk in der Geschichte ist. Gott will auch in unserer Zeit und bei uns Mensch werden. Beim Zurückgehen sind wir eingeladen noch die Decke mit ihren Symbolen anzuschauen.
Sie wurde beim Wiederaufbau der Kirche nach dem 2. Weltkrieg von Georg Merkel und Josef Reisel geschaffen. Im rechten Seitengang erkennen wir Symbole, die uns den freudenreichen Rosenkranz vor Augen stellen. Im linken Seitengang finden wir Symbole, die uns auf den glorreichen Rosenkranz hinweisen. In dem Deckenabschnitt zwischen den Pfeilern sehen wir Symbole, die uns noch einmal auf Maria verweisen. Sie sind entnommen aus der lauretanischen Litanei, in der Maria durch vertraute und weniger vertraute Bilder gepriesen wird. Vielleicht hilft Ihnen diese Beschreibung unsere Kirche besser zu verstehen und schenkt Ihnen neue Impulse auf ihrem Lebensweg.
Verfasser: Stephan Hartmann
Pfarrer in Aub von 1987 - 2002
Dreifaltigkeitskirche in Aub
Mit dem Bau der Dreifaltigkeitskirche wurde 1924 begonnen. Der evangelische Verein Aub unterstützte den Baud der Kriche mit sehr viel Eigenleistung, der Bau wurde immer wieder wegen Materialmangel unterbrochen im Jahr 1926 wurde sie fertig gestellt. Das Kircheninnere wurde in den Jahren 1993/94 saniert, die Außenfassade kam im Jahr 2002 an die Reihe.
Die evangelische Gemeinde in Aub ist eine kleine Diasporagemeinde, die im Verbund mit der Kirchengemeinde Hemmersheim seit 1960 über eine eigene Pfarrstelle verfügt. Unsere beiden Gemeinden arbeiten eng zusammen. Im Blick auf die Ökumene liegt uns ein herzliches Miteinander als Brüder und Schwestern besonders am Herzen, das in vielfältigen gemeinsamen Aktivitäten zum Ausdruck kommt. "Christen sind berufen, die liebsten Menschen der Welt zu sein" hat Phil Bosmans einmal geschrieben. Wir wünschen uns und Ihnen, dass Sie in unserer Gemeinde solche Menschen finden.
Pfarrkirche St. Georg in Baldersheim
Die spätgotische Pfarrkirche St. Georg besitzt einen schönen Landkirchturm im Gau mit originaler Echterspitze.
St. Andreas Kirche in Burgerroth
Im kleinsten Ortsteil von Aub befindet sich die St. Andreas Kirche, welche vor einigen Jahren in sehr viel Eigenleistung der Burgeröther Bevölkerung unter der Leitung von Manfred Neeser saniert und überlegt, besonnen umgebaut wurde. Entstanden ist eine Kirche mit Nähe zur Gemeinde.
Jüdische Spuren in Aub
Die Synagogen in Aub
Ab dem 13. Jahrhundert lebten Juden in Aub. Über ihre Anzahl ist wenig bekannt. Nur vereinzelt verzeichnen die Schriftquellen jüdische Namen. Bei mittelalterlichen Pogromen wurden auch in Aub jüdische Personen getötet. Eine selbstständige jüdische Gemeinde bildete sich wohl erst im 16. Jahrhundert. In der Folge wurden auch die wichtigsten jüdischen Gemeindeeinrichtungen erbaut.
Das Memorbuch der Gemeinde erwähnt 1623 erstmals eine eigene Synagoge in Aub. Sie stand damals direkt gegenüber der Westfassade der Pfarrkirche, am Beginn des jüdischen Viertels der Stadt. Dem christlichen Amtmann des Deutschordenskommende Mergentheim, die seit 1668 über den westlichen Teil von Aub herrschte, war dieser Standort ein Dorn im Auge. 1742 zwang er die jüdische Gemeinde dazu, ihre alte Synagoge aufzugeben.
Nahe der Stadtmauer am Ende der Neuertgasse bezogen die Auber Juden ihre „neue“ Synagoge. Dazu richteten sie in einem barocken jüdischen Wohnhaus einen zweigeschossigen Betsaal mit Vorraum und Frauenempore sowie eine winzige Lehrerwohnung ein. Mehrfach baute die Gemeinde ihre Synagoge um und nutzte sie bis 1939, als die letzten Auber Juden vor den Nationalsozialisten flohen. Ihre Synagoge gelangte dann in Privatbesitz und wurde erneut als Wohnhaus genutzt, bis die Stadt Aub das Gebäude 2015 erwarb, um es untersuchen und behutsam sanieren zu lassen.
Nach dem vorsichtigen Rückbau späterer An- und Umbauten, der Instandsetzung einiger tragender Teile und des Daches, sowie archäologischen Grabungen ist die Neue Synagoge heute ein einmaliges Zeugnis der jüdischen Geschichte Frankens weit über Aub hinaus. Der tieferliegende Betsaal ist mittlerweile wieder in seiner schlichten Größe erlebbar. Reste der Ausstattung, vor allem Wand- und Deckenmalereien sowie der historische Fußboden kamen zum Vorschein. Zudem wurden verzierte Bauteile entdeckt, die womöglich noch aus der Alten Synagoge stammen und dort den Almenor, das Lesepult der Synagoge, bildeten. Im Dachboden deckten Forscherinnen eine Genisa auf, einen unter den Bodenbrettern verborgenen Ablageplatz für religiöse Schriften und Gegenstände, die nicht weggeworfen werden durften.
Der spektakulärste Fund gelang jedoch in einem kleinen Anbau am Synagogengebäude. Dort wurde der Abgang zu einer verschütteten Mikwe, einem rituellen Tauchbad, entdeckt. In monatelanger Arbeit konnten Fachleute eine mittelalterliche Schachtmikwe freilegen, die rund 9 Meter in die Tiefe führt. Schmale Treppen winden sich entlang der Außenmauern des Schachtes zu einem kleinen Wasserbecken hinunter, dass aus dem Grundwasser im Bereich der Gollach gespeist wurde. Vergleichbare mittelalterliche Mikwen wurden bislang nur in den großen jüdischen Zentren entdeckt, etwa in Erfurt, Köln, Worms oder Speyer.
Künftig wird die Neue Synagoge als Informationsort zur Geschichte des jüdischen Lebens in Aub ausgebaut und als Ort für ganz besondere Veranstaltungen genutzt.
Der Jüdische Friedhof
Der jüdische Friedhof von Aub liegt unmittelbar vor dem östlichen Ende der Altstadt. Auch er musste im Lauf der Geschichte bereits einmal seinen Standort wechseln. Ursprünglich befand er sich direkt an der Außenseite der Stadtmauer im Stadtgraben. Schon vor 1631 fand dort eine erste Beisetzung statt. Im 18. Jahrhundert füllte sich die Begräbnisstätte spürbar, nachdem auch Verstorbene aus Gollachostheim, Walkershofen und Waldmannshofen hier bestattet wurden.
Die jüdische Gemeinde erwarb daher 1835 eine wenige Meter entfernte Obstwiese, um sie als Friedhofserweiterung zu nutzen. Christliche Einwohner der Stadt verloren nun offenbar den Respekt vor dem alten Friedhofsgelände und begannen den Graben mit Schutt zu verfüllen. Proteste der jüdischen Gemeinde blieben erfolglos. Zuletzt brachten die Juden zumindest die Grabsteine des alten Friedhofs in Sicherheit und verbauten sie in der Umfassungsmauer ihres neuen Begräbnisplatzes.
Heute stehen auf dem jüdischen Friedhof in Aub etwas über 30 Grabsteine und ein großes Gefallenendenkmal gleich hinter dem Eingangstor, das der jüdischen Opfer des Ersten Weltkriegs aus Aub gedenkt. Die letzte Bestattung fand noch 1938, im Jahr des Novemberpogroms der Nationalsozialisten statt.